Ich fotografiere sehr gerne den Nachthimmel. Sterne zu fotografieren ist jedoch oft gar nicht so einfach. Wie ich, wissen die wenigsten, wo welche Sterne, Sternbilder oder die Milchstrasse zu
finden ist. Deshalb orientiere ich mich anhand von Apps auf dem Smartphone, wie zum Beispiel SkyGuide oder Sterne 3D. Die Milchstrasse ist immer ein spektakulärer Anblick. Vor allem, da die
Kamera zeigt, was mit dem blossen menschlichen Auge gar nicht sichtbar ist.
Was ist bei der Vorbereitung wichtig? Warme Kleider! Es macht nämlich null Spass, wenn die Finger eingefroren sind oder die Zehen blau werden. Ein warmes Getränk ist auch immer gut. Der Körper
kühlt echt schnell aus, wenn man sich nicht bewegt. Ersatz-Akkus habe ich übrigens in der Jackentasche nah am (noch warmen) Körper. Eine LED-Stirnlampe (Weiss-/Rotlicht) hab ich immer dabei,
um nicht in der Dunkelheit zu stolpern.
Im Idealfall braucht man erstmal einen klaren und unbewölkten Himmel, um möglichst viele Sterne abzulichten. Wichtig ist, dass es nicht gerade Vollmond ist, denn dieser überstrahlt sehr viele
Sterne. Also ist der Neumond ideal, oder wenn der Mond unter dem Horizont ist. Natürlich helfen da dann die diversen Apps. Am wenigsten Lichtverschmutzung hat man auf dem Land, bzw. auf den
Bergen.
Für die Nachtfotografie benützen wir folgende Ausrüstung:
- Nikon D800 und D750
- Nikon Weitwinkel 14-24mm, f/2.8 (bei der D750)
- Nikon Fisheye 16mm, f/2.8 (bei D800)
- Fernauslöser
- Stabiles Stativ
Wie sind denn die Kamera-Einstellungen?
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Modus: Wir fotografieren im BULB-Modus (für komplette Kontrolle über die Belichtung)
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Blende: so offenblendig wie möglich (= kleine Blendenzahl = mehr Licht einfangen)
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Bildstabilisator: VR deaktivieren (da wir keine Bewegung ausgleichen müssen)
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Fokus: manuell.
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- Autofokus ausstellen und auf unendlich (∞) fokussieren (kann auch tagsüber am Objektivrand schon markiert werden).
- Oder fokussieren auf ein entferntes noch sichtbares Objekt. Die Kontrolle, ob der Fokus nun scharf eingestellt ist, kann man dann in der Live-View bei aktiver 10-Facher
Vergrösserung sehen und man kann gegebenenfalls in kleinen Schritten die Schärfe nachjustieren.
- Falls wenn keine sichtbare Objekte zur Verfügung stehen, kann man auch die Taschenlampe um etwa 50 - 70 Meter entfernt vor sich auf den Boden hinlegen, so dass etwas angestrahlt
wird und dann darauf fokussieren.
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ISO: zwischen 100 (Sternspuren) und für Milchstrasse ab 1200 und höher. Bei Sternspuren soll die ISO niedrig bleiben (je nach Blende),
um Strichspuren zu vermeiden. Um viele Sterne ohne Wischer einzufangen, fahre ich die ISO etwas höher. Mit mehr Rauschen gibt es gleich die doppelte Menge an Licht.
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Belichtungszeit: für Bilder ohne Sternspuren nimmt folgende Faustregel:
500 / (Cropfaktor der Kamera * Brennweite) = max. Belichtungsdauer
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- Beispiel 1) Bei der Nikon D800 (Cropfaktor 1,0) zusammen mit dem Fisheye 16mm (Festbrennweite) ergibt sich folgender Wert:
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- 500 / (1,0 * 16) = 31.25 Sekunden
- Beispiel 2) Bei der Nikon D750 (Cropfaktor 1,0) zusammen mit dem Nikon Weitwinkel 14-24mm, mit eingestellten 20mm, ergibt sich ein folgender Wert:
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- 500 / ( 1,0 * 20) = 20,83 Sekunden
Je weitwinklinger ein Objektiv ist und umso näher der Bildausschnitt in Richtung Polarstern zeigt, umso länger können wir belichten, ohne sichtbare Sternspuren
zu bekommen. Fotografiert man auf Horizonthöhe, sollte die Verschlusszeit kürzer gehalten werden.
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Format: RAW-Format (nicht JPG, da bereits komprimiert) für digitale Nachbearbeitung.
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Weissabgleich: Egal (da RAW-Format bei späterer Bildbearbeitung).
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Spiegelvorauslösung: Ausschalten, da beim Auslösen der Spiegel runter klappt, damit das Licht auf den Sensor fällt, und diese kleine Bewegung eine Vibration auslöst.
Zusammenfassung:
- M-Modus (BULB), Stativ, Spiegelvorauslösung, Fernauslöser
- Weitwinkelobjektiv
- mindestens Blende 2.8 (offenblendig fotografieren)
- ISO: zwischen 100 (Sternspuren) und für Milchstrasse ab 1200
- Belichtungszeit: 20 – 25 Sekunden